Donnerstag, 8. Januar 2009

07.01.2009, Mittwoch, Chacas

Die Reise von 4 Stunden nach Shilla war höchstens interessant und unerwarteter weise sehr bequem. Die Gerüche waren wie zu erwarten sehr streng, aber schliesslich sind wir hier in einer SEHR ländlicher Gegend. ICh hatte aber auch schon Zeit mich hier n Chacas an so einiges zu gewöhnen, und meine Erinnerungen an Peru werden immer von leichtem Blut- (habe wahrscheinlich wegen der Höhe ständiges leichtes Nasenbluten) und Dreck mit Schmutz und allem Möglichen-Geruch begleitet :-)
In Shilla angekommen dachte ich zuerst in der Höhle gelandet zu sein, als sich ca. 40 Paar Augen zu mir umdrehte als ich in den Saal rein kam. Es war ein Treffen einiger weiblichen Genossenschaften, die mit Textilien aller Arten arbeiten - Webarbeiten, Sticken, Stricken etc. Sie sind gerade dabei eine komplette Mode-Kollektion für eine Modeschau im September zu entwerfen. Die Anfänge legte ein italienischer Stylist. Aber ich glaube das schon geschrieben zu haben. hmm... bin einwenig konfus...

Es war toll. Ich habe gesehen wie unglaublich begabt die Frauen sind, was für Meisterwerke sie hinkriegen, aber leider gar keine Kreativität besitzen. Es ist auch wirklich schwierig für Menschen, die ihr Leben lang, über Generationen sich mit dem Weiden der Tiere beschäftigten und ihre Tage mit Überleben füllen, so etwas abstraktes wie "guter Geschmack", Farbgefühl", "Entwerfen" etc. zu erwarten. Es fehlt die komplette Ausbildung, alles was mir schon im Babyalter mitbekommen. Peru ist das Land mit der größten Analphabetenrate in Südamerika. Bücher haben unerschwingliche Preise, die sogar den Montaslohn eies Bauers übersteigen. Und was macht die Regierung um die Schande zu minimieren? Ordnet an, dass jedes Kind 10 Minuten lang lesen soll. Aber die Kinder haben keine Bücher daheim, die Eltern sind meist Analphabeten, die Kinder, die die Bücher von der Schule mit nach Hause nehmen können, blättern sie höchstens durch um sich die Bilder anzuschauen.

Na ja, und so habe ich zusammen mit einer Italienerin, Gemma, die Accessoires aus den vorhandenen Materialien dahin gezaubert. War wirklich wunderschönes Arbeiten. Sehr intensiv aber auch ergebnisreich und ich bin sehr zufrieden mit mir selbst. Auch beim Schmuck sind wir einwenig weiter gekommen, aber die Mittel sind sehr eingeschränkt, die Kosten relativ hoch, das Budget sehr sehr niedrig. Es gab zwar eine andere Italienerin, die ich "Moglie di..." nenne (Ehefrau von...), da den Schmuck machen sollte, was damit endete, dass sie irgendwo sich abgeschaut hat, dass man die Perlen in unterschiedlichen Abständen voneinander auf 2 Schnüren gleichzeitig miteinander verbinden kann und machte nichts anderes, 10 Ketten durch. Dann sagte sie mir mit absoluter Tussen-Art "wir Frauen von den Genossenschaftsleitern arbeiten 2 Stunden pro Tag". Bis jetzt verstehe ich nicht was mich davon abgehalten hat ihr den dummen Kopf abzuhacken, aber solche Verfehlen der Natur muss es ja auch geben. Und die passenden Männer dazu :-)

Es war sehr schön mit den peruanischen Frauen zu arbeiten. Sie waren sehr still, entspannt, haben immer nur ganz leise gesprochen und obwohl es sehr viele waren, war es im Raum sehr ruhig, friedlich und doch lustig. Habe auch 2 Tage lang dem Quetschua zuhören können, was mich an die alten Indianerfilme mit Winetou erinnert hat. Ach es ist eine wunderschöne Sprache! In der Kirche werden auch Lieder in Quetschua gesungen, die einen wunderbaren Klang haben! Einige haben ihre kleinen Kinder mitgebracht, die gar nicht gestört, miteinanander gespielt und sich prächtig gefühlt haben. So konnten die Mütter de ganzen Tag, mit einer Mittagspause bis zum späten Abend arbeiten. Die Kids haben zwar neue Sachen sich genaustens angeschaut und liegen gelassen one dass man dazu etwas sagen musste, Kinder ab Alter von 2 Jahren. Aller Achtung! Ich finde so langsam, dass Kinder AUCH toll sein können :-)

Nach 3 Tagen bin zurück nach Chacas gefahren, wieder mit einem Bus, der immer, sogar bei einer 4 stündigen Fahrt, für eine "Toiletten"-Pause anhält. Und man sollt sie wirklich wahrnehmen. Das habe ich gestern sehr gut zu spüren bekommen, ansonsten wird das sehr Kritisch auf de Unwegen, sollte man etwas zu viel in der Blase haben. Aber irgendwie habe ich es überlebt, im Bus sogar eine Albino Peruanerin gesehen - sieht gaaaaaaanz seltsam aus. Und eins weiss ich ganz genau, was ich mir NICHT aus Peru mitbringen werde - eine Musik CD. Mit der Musik wird man in einer Lautstärke Zwangsbeglückt, die nach 15 Minuten heftigste Kopfschmerzen und wahrscheinlich bleibende Schäden verursacht. Also sollte ich nach der Rückkehr schlecht hören, wist Ihr warum - die peruanischen Klänge sind schuld.

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